Newsletter: November
Liebe Freunde
Im vergangenen halben Jahr lag Dogmathink im Dämmerschlaf. Das hat unterschiedliche Gründe: familiäre Verpflichtungen, mehrere Monate dauernder Einsatz als Zivildienstleistender und persönliche Herausforderungen im Beruf haben mich stark gebremst.
Dogmathink entwickelt sich weiter
2021 begann ich, diese Seite als Blog zu gestalten. Langsam, aber kontinuierlich, entwickelte ich mein Vorhaben.
Dieses Jahr habe ich realisiert, dass Blogging nicht das ist, was ich machen will. Ja, ich will immer noch schreiben und werde es auch weiterhin tun, auch im Blog-Format – aber weniger und anders.
Auf meiner „Homepage“ werde ich in den kommenden Monaten auch noch dokumentieren, was meine Motivation mit dieser privaten Webseite war und was ich in Zukunft daraus machen werde.
Altes Experiment
Nach dem kurzen Experiment mit den Everydays versuche ich, einen anderen Weg zu beschreiten.
Grundsätzlich will ich aber die eingeschlagene Richtung beibehalten. Von den Everydays habe ich eindrucksvoll gelernt, dass ich in sehr kurzer Zeit, relativ gute Texte schreiben kann. Das möchte ich in diesem Sinne fortführen, aber dieses Mal mit einer konkreten Zielsetzung und mit weniger Druck. Jeden Tag bloss um der Challenge willen etwas zu posten, finde ich im Nachgang wenig ergiebig.
Stattdessen will ich täglich schreiben, auch wenn es nur ein oder zwei Zeilen sind. Dafür aber kontinuierlich und zu einem bestimmten, selbstgewählten Zweck – für etwas, das mir wirklich am Herzen liegt. Genau das ist auch bei Beeple der Fall, dem digital-arts Künstler, der mich zu diesem Experiment inspirierte.
Sich jeden Tag hinzusetzen und ein Kunstwerk zu erschaffen, um am Tag darauf ein klein wenig besser als am Tag davor zu machen. Genau darum geht es ihm, und jedes kleine Kunstwerk ist am Ende Teil des viel größeren und umfassenderen Kunstwerks, das aus all den vielen kleinen Everydays besteht.
Erst als ich Beeple auf meine Art zu imitierten versuchte, verstand ich, dass ich mein eigenes Projekt finden muss. Was ist meine ganz eigene und persönliche Zielsetzung?
Das ist eine schwierige Frage. Die Antwort zu formulieren würde diesen Newsletter sprengen. Im Folgenden teile ich aber gerne einen wesentlichen Aspekt meiner Wegfindung mit euch, ich habe nämlich ein neues Experiment gestartet.
Neues Experiment
Dazu habe ich mir viel Zeit genommen und reichlich Gedanken gemacht. Und festgestellt:
Mein Herz schlägt für betont wissenschaftliche Theologie.
Moment: Theologie und Wissenschaft?
Ich meine, das klingt schon sehr „spießig“. Und noch vieles mehr an Zweifeln und Selbstdemütigung flüstert mir mein 👺 Teufelchen ein:
Theologie ist etwas für Traditionalisten und religiös Verblendete! Bunt, divers und ergreifend – wie das Kunstwerk von Beeple – ist daran bloß die Fantasie einer Religion, die in ihrer von einer theistischen Ideologie gefangen gehalten wird.
Letztlich glauben aber alle Menschen an etwas, ob sie es nun Gott nennen oder nicht. Wir alle stehen auf Schultern von Riesen oder um es etwas philosophischer auszudrücken: Unsere Einsichten unterliegen dem Imperativ der Vorurteilsstruktur der Erkenntnis (H.-G. Gadamer).
Mit anderen Worten: Wir alle verstehen die Welt unter den wirkungsgeschichtlichen Voraussetzungen des sozialen Kontextes, in dem wir aufwachsen. Tradition und Überlieferung gehen unserem individuellen wie kooperativen Denken, Verstehen und Sinnmachen immer voraus und bedingen diese bis zu einem bestimmten Grad. Das gilt gleichermaßen für die Großtraditionen, die die westliche Kultur im Guten wie im Schlechten ermöglicht haben, der christliche Katholizismus & Protestantismus und die Aufklärung.
Mein ❤️ Herz sagt mir aber etwas ganz anderes:
Theologie und Wissenschaft sind ganz und gar nicht langweilig und engstirnig – ganz im Gegenteil! Theologie ist eine der reichsten und breitesten Kulturwissenschaften, die man an einer Universität studieren kann. Von Kunst, über Archäologie, den Literatur- und Geschichtswissenschaften, von den konkreteren Religions-, Politik- und Sozialwissenschaften bis zur abstrakten Philosophie und christlichen Dogmatik berührt die Theologie als Wissenschaft potenziell ein unüberschaubar großes Feld wissenschaftlicher Fragen.
Kunst und Wissenschaft brauchen Übung, Übung, Übung.
Keine Meisterschaft ist leicht, sondern jeder Anfang schwer und das viele Üben, Feedback bekommen, Verbessern und Trainieren sind nicht selten auch beschwerlich. Aber so entstehen eben Werke von Wert. Nur aus enormem Druck und hohen Temperaturen resultierten Diamanten.
Wir Menschen vergehen unter zu viel Druck und zu hohen Temperaturen, aber ohne die entsprechende Arbeit zu investieren, ohne diese oftmals mühselige und langwierige Investitionen bringen wir keine Meisterstücke hervor. Gerade Genies wie Mozart sitzen täglich am Klavier und arbeiten unermüdlich an ihrer Musik. Das gilt meines Erachtens auch für alle anderen Künste.
Um meine eigenen „Everydays“ zu finden, habe ich eine separate Webseite eingerichtet: www.dogma-lab.com.
Warum eine zusätzliche Plattform?
Warum eine weitere Webseite, warum nicht auf Dogmathink.com, wie bisher?
Das Problem sind u. a. die Fußnoten, auf Ghost muss ich mit Markdown arbeiten und diese separat integrieren. Das ist umständlich. Auf dogma-lab.com umgehe ich diesen zusätzlichen Schritt. Diese Webseite ist vollständig in der Markdown-Sprache gestaltet. Das erleichtert nicht nur das Arbeiten mit Fußnoten, sondern gibt auch eine simple Möglichkeit mit internen Links zu arbeiten.
Deshalb funktioniert die Navigation auf dogma-lab.com rein über die auf der Seite auffindbaren Links. Für den Anfang habe ich eine Index-Seite eingerichtet, dort werde ich nach und nach Links aufschalten, die als Einstiege in einen Jungel aus Mini-Essays und Texten fungieren werden.
Die Texte werden durch interne Links verbunden und nur so auffindbar sein. Es wird keine direkte Übersicht oder Navigation mit allen Texten geben. Auch keine Suchfunktion. Gerade dass die Texte nur über eine Verkettung anderer Texte auffindbar sind, ist Teil des experimentellen Aufbaus. Deshalb macht es viel Sinn, dieses Format auf einer anderen Plattform Gestalt zu geben.
Es soll auch eine Art Online-Zettelkasten werden. Die Art des Schreibens habe ich vor einigen Jahren als geisteswissenschaftliche Methode für meine eigene Arbeit entdeckt.
Ich plane anfangs nächstes Jahr eine Einführung und Übersicht zum Thema Zettelkasten anzubieten und bis Sommer 2025 über dogmathink.com dazu auch einen Online-Kurs zu kreieren. Ihr dürft gespannt sein!
ActivityPub
Seit einigen Monaten arbeitet das Ghost.org Team an einer Anbindung der Plattform an das ActivityPub-Netzwerk. In den Links unten erfährt ihr mehr.
Interessant daran ist, dass sich Ghost.org dadurch ein wenig wie eine Social-Media-Plattform anfühlt, obwohl es sich um meine private Webseite handelt. Es wird dann auch möglich sein, direkt in Mastodon und anderen dezentralen Netzwerken Content von meiner Webseite aus zu posten oder von diesen auf Ghost zu empfangen und zu lesen.
Aktuell bin ich nur auf dem sozialen Netzwerk Bluesky aktiv, das ein komplexeres Protokoll als ActivityPub verwendet, aber zeitnah wird Ghost.org auch dort angebunden sein.
Projekte
Neues Webseiten-Design
Zurzeit baue ich auch dogmathink.com um. Wie ihr sehen könnt, habe ich das Design verändert. Wenn ihr auf die Hauptseite geht, seht ihr nicht mehr eine Übersicht meiner Blog-Posts, sondern kommt auf eine Dokumentationsseite, die (Desktop) links ein Inhaltsverzeichnis einblendet oder (Mobile) ein Dropdown-Menü.
Diese Seiten ähneln Seiten eines Buches. Man kann in der Navigation zu einer Bestimmten springen oder vor- und zurückblättern. Mir gefällt das sehr!
Neue Unterseiten
Zurzeit arbeite ich noch an der Homepage. Bis Ende Jahr will ich die Arbeit daran weiter voranschreiten. Ende Monat schreibe ich euch einen Jahresrückblick, dort werde ich auch über den neusten Stand berichten.
Diesen Dokumentations-Stil habe ich allem voran deshalb gewählt, weil ich damit leicht und übersichtlich Online-Kurse gestalten kann – den ersten habe ich bereits erwähnt, damit will ich die Zettelkasten-Methode als Kurzformat weitergeben.
In den Menüleisten oben findet ihr weitere Neuerungen. Die Über-Seite enthält jetzt zwei Unterseiten. Unter „Ruben Cadonau“ stelle ich mich selbst vor. Diese Seite habe ich jetzt etwas schlanker gestaltet.
Die zweite Unterseite heißt „Roadmap“ und war ursprünglich gedacht Unternehmensprojekte und -ziele darzustellen. Ich habe es umfunktioniert, um Social-Media like persönliche Lebensstationen zu dokumentieren und mit euch zu teilen.
Aktuell findet ihr dort nur CV relevante Lebensstationen von mir. Ich plane aber es zu erweitern und auch persönliche, religiöse und krisenhafte Lebensstationen zu teilen. Ich will hier Erfahrung teilen, mit denen auch andere Menschen kämpfen, meine eigenen schweren und glücklichen Lebensphasen zu teilen, soll nicht dem Selbstzweck dienen (Seelenstriptease), sondern anderen helfen.
Es ist mir wichtig, nicht nur Erfolge und Glücksmomente zu teilen, sondern auch Vulnerables. Mich ermutigen und erleichtern ehrliche Posts über eigene Krankheit, Leid oder Trauer sehr und ich lerne oft sehr viel Wertvolles für meinen eigenen Umgang mit diesen existenziell menschlichen Erfahrungen.
Ebenfalls werde ich auf „Roadmap“ auf dogmathink.com geplante Projekte sichtbar machen.
Neues Journal-Format
Zurück in der Menüleiste findet ihr unter „Journal“ einen Mini-Blog, den ich jetzt wöchentlich schreibe. Ursprünglich diente das Timeline-Design, der Dokumentation von Software-Updates. Ich finde es eignet sich auch wunderbar für mein eigenes Format. Hier die ersten zwei Einträge, die in den vergangenen zwei Wochen entstanden sind:
Meine Idee ist nicht, Alltägliches zu teilen, wie das auf Instagram gang und gäbe ist, sondern Einblicke in meine Arbeit an der Universität zu geben. Zurzeit ist das eher noch abstrakt, aber in Zukunft werde ich auch von Konferenzen, Unterrichtserfolgen und -misserfolgen, von Fortschritten und Blockaden mit meiner Dissertationsarbeit und über prekäre und erfreuliche Arbeitsverhältnisse an der Universität berichten.
Was ist mit den Blog-Artikeln?
Viele alte Blog-Artikel habe ich von der Webseite genommen. Allem voran, weil ich keine Übersicht mehr hatte und das Design mit meinem alten Format ästhetisch konfligierte.
D. h., alle Everydays und viele Artikel sind offline. Meines Erachtens haben diese Beiträge auch nur einen geringen Wert für euch als Leser. Trotzdem finde ich es selbst funny, meine Reise mit dogmathink.com zu erhalten – vielleicht wie ein persönlicher Autofriedhof.
Aber vielleicht ist das auch verschwendete Mühe? Vielleicht ändert sich das nochmals.
Neue Blog-Beiträge sind am Entstehen, werden aber ebenfalls nicht mehr per E-Mail an euch versandt. Stattdessen liste ich sie auf der Hauptseite unter „Aktuelles“ auf oder ihr erfahrt davon, wenn euch dieser Newsletter erreicht.
Darüber hinaus plane ich, Texte hauptsächlich auf dogma-lab.com zu teilen. Die Blogs werden mehr von aktuell-politischen, journalistischen oder rezensiven Themen handeln. Komplexe theologische oder wissenschaftlichen Fragen will ich hauptsächlich auf dogma-lab.com behandeln.
Aber im Zusammenhang mit „Roadmap“ plane ich öfters und ausführlicher als im alten Format über meine persönliche Erfahrungen zu schreiben.
Keine E-Mail Benachrichtigungen mehr
Anders als meine früheren Blog-Beiträge werde ich die neuen Beiträge, die ich ab jetzt veröffentliche, nicht mehr direkt per Mail teilen. Das Betrifft alle Blog-Beiträge und das Journal. Alle Änderungen auf den anderen Unterseiten werden wie bisher ohne Benachrichtigung veröffentlicht.
Das hat folgenden Grund: Mich persönlich nervt mittlerweile die Flut an E-Mail-Newslettern, die ich selbst empfange. Ich weiß vor lauter Mails nicht mehr, was ich lesen soll. Vielleicht geht es euch ähnlich.
Jedenfalls ist es mir angenehmer, einmal im Monat eine übersichtliche Zusammenfassung zu erhalten, um über neuen Content einer Seite, die ich abonniert habe, einfach up to date zu bleiben. Dann kann ich selbst entscheiden, ob ich aktuelle Beitrag lesen möchte oder gerade uninteressiert oder schlicht keine Zeit dafür habe.
Zusammenfassung
Ihr bekommt in Zukunft eine prägnantere, kurzgefasste Zusammenfassungen meiner Journaleinträge. Ich halte euch über interessante oder wichtige Veränderungen und Aktualisierungen auf dogmathink.com & Co. auf dem Laufenden und teile mit euch den Progress allfälliger Projekte – wie der bereits angekündigte Zettelkasten-Kurs.
Im Dezember erhaltet ihr einen etwas anderen Newsletter. Ich berichte über das vergangene Jahr, teile mit euch meine wichtigsten Lessons Learned und gebe euch einen Ausblick auf das kommende Jahr. Ansonsten erfährt ihr wie gehabt, das Neueste von dogmathink.com & dogma-lab.com.
Vielen Dank falls du bis hierher gelesen hast!
Ich wünsche euch bis dahin eine fröhliche und möglichst entspannte Adventszeit!
Es grüßt euch herzlich, euer
Ruben Cadonau