Licht am Ende des Tunnels 23/5
In den vergangenen Monaten erlebte ich eine der intensivsten und gleichzeitig leersten Zeit meines Lebens.
Intensiv, weil ich mein Studium doppelt so schnell wie üblich abgeschlossen habe. Dabei konnte ich keinen Kreditpunkt, keine Seminararbeit oder Lehrveranstaltung einfach auslassen. Gerade der Schluss, als ich dem Licht am Ende des Tunnels bereits von weitem wie einem Stern entgegenlief, war besonders erschöpfend und herausfordernd. „Halt durch“, „mach weiter“, „schneller“, „nicht aufgeben“, hallt es in meinem Kopf, klingt immer leerer, je mehr meine Kräfte nachlassen.
Leer, weil alles, was ich dafür gemacht habe, sich nach einem leeren Zweck anfühlt, nämlich am Ende einer formellen Leistung eine Urkunde aus Papier in Händen zu halten.
Klar, es ist für mich auch die Eintrittskarte in die Welt der Erwachsenen, die Einladung für die nächste Liga trainieren und auf dem Spielfeld spielen zu dürfen.
Mein Masterabschluss ist also per se nicht einfach eine leere oder unsinnige Sache, ich habe sehr viel gelernt, mehr als mir bewusst ist, das weiss ich. Trotzdem halte ich nichts in Händen, das ich direkt jetzt so der Welt präsentieren wollte, keinen Text auf den ich so direkt stolz wäre, keine Arbeit, in der unmittelbar mein Herzblut stecken würde.
Vielleicht denke ich zu sehr, wie ein Künstler. Für mich ist Denken nicht nur Fleiß, es ist auch Schöpfung. Ich fühle mich ja gerade in der Systematischen Theologie so wohl, weil es hier keine klaren Regeln, Grenzen oder eindeutige Quellen gibt, welche die Denkarbeit im Fach determinieren würden. Natürlich es ist immer noch die Bibel der Grund und die Norm dieses Denkens. Aber gerade hier darf und soll nicht buchstäblich, nicht blind, sondern frei, assoziativ, systematisch über die Bibel, den Glauben, Gott nachgedacht werden.
Natürlich haben viele Theologen die Schienen und Bahnen gelegt für nachfolgende Generationen, die auf diesen Bahnen nachdenken und zu verstehen versuchen, was andere zuvor gedacht und aufgeschrieben haben.
Mal sehen wohin meine eigene Reise geht, ich wünsche mir eine Himmelsrichtung, einen Horizont zu finden, den es sich noch zu entdecken lohnt, in den bisher nur wenige vorgedrungen sind. Aufregung – nicht mehr aus Anstrengung und Hast, sondern aus Kuriosität und Entdeckerfreude –, das wünsche ich mir.
Ich hoffe in den nächsten Monaten meine Begeisterung für dieses Projekt hier auf Dogmathink wieder zu entdecken und melde mich bald mit meinen Plänen für dieses Jahr.